Homosexualität ist selten: weit mehr als 90 % der Menschen sind heterosexuell. Homosexuelles Verhalten ist aber auch ein natürliches Phänomen, weil es überall in der Natur, in den meisten Tierarten, vorkommt. Ihre Existenz ist aber kein komplett gelöstes Problem in der Biologie, der Genetik, den Neurowissenschaften und der Psychologie.
Biologen scheint es sehr unwahrscheinlich, dass Homosexualität durch die Umwelt oder soziale Einflüsse entsteht, genauso wenig wie Heterosexualität. Sie scheint angeboren. Aber hier gibt es ein Problem. Zum Beispiel kann Homosexualität keinen starken genetischen Ursprung haben. Nehmen wir an, eine Mutation des Gens 3562B, sozusagen das Gen 356B Version 2, macht Männer schwul. Diese Mutation führt in eine evolutionsbiologische Sackgasse: Der Mann ist schwul, wird also keine Kinder bekommen (oder weniger als andere), und die Mutation wird aussterben! Wir existieren nur, weil unsere Gene sich durch sexuellen Selektionsdruck weiterentwickeln. Jede Mutation, die die Anzahl der Kinder reduziert, reduziert die Anzahl ihrer Kopien.
Wissenschaftler haben zwei mögliche Theorien. Erstens, Homosexualität ist doch erblich: Schwule Männer können ihre Gene indirekt weitergeben, indem sie die Kinder der Geschwister, mit denen sie die Hälfte der DNA teilen, unterstützen und sind zur selben Zeit keine Konkurrenten für andere Männer. Sozusagen wie die sterilen Bienen oder Ameisen. Zweitens, die Einwirkung durch Hormone im Mutterleib steuert die Sexualität des Gehirns. Durch Zufall lief etwas nicht wie geplant oder vielleicht kann die Frau biologisch die Sexualität des Embryos mitbestimmen?
Das klingt alles etwas abstrus, ist aber der heutige Stand. Was man besser versteht, davor hat man weniger Angst. Vor 50 Jahren galt Homosexualität als anormales Verhalten, das behandlungsdürfig und eventuell ansteckend war. Heute nicht mehr. Trotzdem will die Wissenschaft verstehen warum manche Menschen homosexuell sind und warum die meisten nicht.
Monday, May 24, 2010
Warum existiert Homosexualität?
Intended for my Science Column at Tageblatt, but newspaper refused to publish:
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