Here is an article I have written (in German) with Prof Tarrach, Rector of the University Luxembourg, on the nuclear plant Cattenom that is situated close to the Luxembourg border.
Der Freikauf von Cattenom
Der Freikauf von Cattenom
Unserer Meinung nach gibt es keine Belege dafür, dass Atomstrom mehr Menschenleben pro erzeugter Energiemenge gekostet hat als die meisten anderen Primärenergiequellen, aber diese Diskussion wird ja leider schon seit Jahrzehnten nicht sachlich, sondern dogmatisch geführt. Wahrscheinlich sind es die räumlichen und zeitlichen Besonderheiten von Kernkraftwerksunfällen – sie haben lokale und globale, kurz- und langfristige Auswirkungen – , die sie so unüberschaubar, so unberechenbar und deshalb für viele so furchterregend machen.
Wenn wir
nur die höchste Stufe der internationalen Bewertungsskala für nukleare Zwischenfälle
nehmen, dann hat es in den vergangenen 40 Jahren zwei solcher Unfälle gegeben:
Tschernobyl und Fukushima, also alle 20 Jahre einen Unfall. Sie hatten zur
Folge, dass hunderte oder tausende Quadratkilometer verseucht wurden und geräumt
werden mussten, manchmal für Jahrzehnte. Für ein großes Land ist es
möglicherweise
ein annehmbares Risiko, dass weniger als ein Prozent seiner Fläche auf Jahre brach liegen müssen. Für ein Land, das selbst nur zweieinhalbtausend Quadratkilometer groß ist, ist ein solcher Unfall weit schwerwiegender einzuschätzen, da ein bedeutender Teil seines Gebietes zeitweilig unbewohnbar wäre. Ob das Risiko auch für ein kleines Land annehmbar ist, hängt daher einzig und allein von der Wahrscheinlichkeit der Katastrophe ab. In anderen Worten, Cattenom ist für Frankreich ein annehmbares Risiko, aber a priori für Luxemburg nicht.
ein annehmbares Risiko, dass weniger als ein Prozent seiner Fläche auf Jahre brach liegen müssen. Für ein Land, das selbst nur zweieinhalbtausend Quadratkilometer groß ist, ist ein solcher Unfall weit schwerwiegender einzuschätzen, da ein bedeutender Teil seines Gebietes zeitweilig unbewohnbar wäre. Ob das Risiko auch für ein kleines Land annehmbar ist, hängt daher einzig und allein von der Wahrscheinlichkeit der Katastrophe ab. In anderen Worten, Cattenom ist für Frankreich ein annehmbares Risiko, aber a priori für Luxemburg nicht.
Es gibt
ungefähr 200 Kernkraftwerke weltweit. Die zwei Unfälle in 40 Jahren
lassen uns statistisch alle 20 Jahre einen Unfall der höchsten Stufe in
einem der 200 Kernkraftwerke erwarten. Wir setzen hier das Risiko sehr
hoch an, da wir der Vorsicht halber
davon ausgehen, dass sich die Reaktorsicherheit nicht stark verbessert
hat. Also muss man in der noch verbleibenden 40-jährigen Laufzeit von Cattenom weltweit
mit zwei Unfällen in 200 Kernkraftwerken rechnen; die Wahrscheinlichkeit,
dass es in Cattenom passiert, beträgt somit ein Prozent. Nun haben wir das
Glück, nordwestlich von Cattenom zu liegen, und diese Windrichtung ist selten.
Das Saarland liegt da schlechter, obwohl die größeren Städte etwas weiter
entfernt sind. Nehmen wir also eine Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent, dass der Wind in den Tagen nach dem
hypothetischen Unfall gerade Richtung Luxemburg weht, dann beträgt die
Wahrscheinlichkeit eines Ernstfalles für Luxemburg für die nächsten 40 Jahre,
die von EDF im Jahr 2010 vorhergesehene Restlaufzeit, ein Tausendstel.
Natürlich
sind die Vorhersagen mit einer großen Unsicherheit behaftet, die auch Experten
nicht wirklich verbessern können. Hinzu kommen noch die berühmten „unknown
unknowns“, die bei allen großen
Katastrophen eine wichtige Rolle gespielt haben und die man nicht
quantifizieren kann. Deshalb siedeln wir die Wahrscheinlichkeit in einer
Bandbreite von 1 zu 100 bis 1 zu 10 000 an. Jeder kann jetzt seinen
Lieblingswert in dieser Bandbreite heraussuchen und damit weiterlesen. Wir
gehen bei unseren weiteren Überlegungen von 1 zu 1000 aus.
Ist eine
Wahrscheinlichkeit eines für Luxemburg katastrophalen Kernkraftwerksunfalles
von 1 zu 1000 ein annehmbares Risiko? Zunächst ein wenig Psychologie. Naturwissenschaftler,
Ingenieure, Finanzleute oder Versicherungsexperten arbeiten oft mit solchen
kleinen Wahrscheinlichkeiten, aber der Durchschnittsbürger ist weniger an der Unfallwahrscheinlichkeit
von 1 zu 1000 interessiert, sondern daran, was ihm passieren könnte. Unser
Gehirn neigt dazu, sich für eine der beiden folgenden Möglichkeiten zu
entscheiden: Entweder es betrachtet diese Unfallwahrscheinlichkeit als
vollkommen belanglos – das tun die Optimisten, oft dann auch Liberale,
Technokraten oder Kapitalisten genannt – oder es übertreibt – das tun die
Pessimisten, oft auch Grüne, Progressive oder Alternative genannt.
Nun, wir
glauben zu wissen, was 1 zu 1000 bedeutet: Es ist unwahrscheinlich, aber eben
doch möglich. Und die Wahrscheinlichkeit eines für Luxemburg katastrophalen
Kernkraftwerksunfalls ist größer als die Verwirklichung der Träume eines jungen
Forschers, der etwas grundsätzlich Neues entdecken will, eines jungen
Schriftstellers, der von Millionen gelesen werden will, und eines jungen Internet-Unternehmers, der mit einem
neuen Google die Welt verändern will. Aber es sind vor allem die schweren
Folgen eines Unfalls für Luxemburg, die
es uns verbieten, diese kleine, aber nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit
nicht ernst zu nehmen, denn das Land wäre auf Jahre geschädigt.
Der Protest
der letzten Jahrzehnte hat jedoch fast nichts gebracht. Frankreich hat seine
nachvollziehbare Perspektive. In seinen Augen ist die Wahrscheinlichkeit eines
Unfalls extrem gering, geringer als unsere Wahrscheinlichkeit von 1 zu 1000
wegen besserer Sicherheitsmaßnahmen, und ein Unfall würde einen unwichtigen und
kleinen Teils Frankreichs treffen. Aber wie Karl Popper sagte: „Alles Leben ist
Problemlösen“, also legen wir los. Wir können natürlich schwerlich von den
Franzosen verlangen, dass sie Cattenom einfach schließen, denn wirtschaftlich
kommt so etwas sehr teuer. Cattenom ist einer der größten Stromerzeuger mit mehr als 5 Prozent
der französischen Produktion. Man darf auch
nicht die mehreren tausend Menschen vergessen, deren Lebensgrundlage in einer
strukturell schwachen Region gefährdet ist. Außerdem, warum sollten diese Kosten
nur von den Franzosen getragen werden? Eine Schließung, deren Kosten auf das
Saarland, Frankreich und Luxemburg verteilt würden, wäre sicherlich nach
Verhandlungen eher erreichbar – natürlich nur, wenn unsererseits der klare
Wille vorhanden ist. Was wir davon bezahlen müssten – vielleicht eine Milliarde
(oder jährlich 50 Millionen in den nächsten 20 Jahren) –,wäre nicht
viel und könnte sozialverträglich unter Regierung, Steuerzahlern und
Unternehmern aufgeteilt werden. Die meisten anderen dringenden Probleme, vor
denen Luxemburg in den nächsten Jahren steht, sind aus verschiedenen Gründen
wahrscheinlich schwieriger zu lösen.
Möglicherweise
wird aber – mit nicht zu unterschätzender Wahrscheinlichkeit – gar nichts dergleichen
geschehen. Die Luxemburger dürften sich weigern zu zahlen, weil sie sich im
Recht fühlen oder weil ihnen der Preis zu hoch ist. Eine Teilstilllegung des
unsichersten Reaktors, eine Verkürzung der Laufzeit oder eine Beteiligung an
strengeren Sicherheitsmaßnahmen wären hier ein annehmbarer Kompromiss. Wenn die
Mehrheit der Luxemburger die Bedrohung als zu hoch empfindet, wäre es eine logische
Folge, für die Sicherheit zu zahlen. Aber wir, die am weitesten entwickelte
Spezies unseres Planeten, sind nun einmal nicht nur Denker, sondern auch Tiere.
Unser Körper und unser Gehirn wurden Hunderttausende von Jahren dafür
optimiert, in der Natur zu überleben, und in der standen keine Atommeiler. Auf
die intellektuellen Anforderungen des technischen Fortschritts stellen wir uns
nur mühsam ein.
Zum Glück
wird ja sehr wahrscheinlich in Cattenom nicht passieren. Aber es kann eben doch
etwas passieren, und dann ist es zu spät.
Dr. Rolf
Tarrach
Dr. Tom Weidig
Physiker
und Rektor Physiker und Risikoexperte
2 comments:
For an outsizes country, it may must be that but one-hundredth of its surface broke up years a suitable risk. For a rustic that itself is merely two and a half thousand square kilometers is large, such an accident is way more severe judge, as a big a part of its territory would be uninhabitable. Whether the danger is suitable for a little country, therefore depends solely on the probability of disaster from. In other words, Cattlemen is for France a suitable risk, but a prior not for Luxembourg.
Regards,
Cheap Essay Writing Service
Casinos in Malta - Filmfile Europe
Find the best novcasino Casinos in Malta including bonuses, games, games and the history of casino-roll.com games. wooricasinos.info We cover nba매니아 all the main reasons to visit Casinos casinosites.one in
Post a Comment